in den Osnabrücker Zeitungen

Die Schlacht von Gallipoli in den Osnabrücker Zeitungen

Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit. „

(US-Senator Hiram Johnson, 1914)

Wichtige Medien unserer Zeit, wie das Fernsehen, das Internet oder zum Teil noch das Radio, waren 1915 unbekannt. Die „Funkentelegraphie“, also die drahtlose Informationsübermittlung steckte noch in den Anfängen. Telefone gab es nur in sehr wenigen Haushalten.

Dennoch begann mit dem 1.Weltkrieg eine gewaltige Propagandaschlacht, ein „Krieg der Bilder und Worte“. Auf Plakaten und Flugblättern, in Karikaturen und auf Bildpostkarten wurde in den Krieg führenden Staaten die jeweilige Sicht auf die Ereignisse vermittelt. Dokumentarfilme wurden produziert. Sie zeigten kaum Bilder vom elenden Tod in den Schützengräben, sondern beschrieben das Leben in der „Etappe“, weit hinter der Front. Jede kritische Darstellung der eigenen Truppen galt als „Vaterlandsverrat“. Am Anfang des Krieges ging es vor allem darum, der gegnerischen Seite dafür alleSchuld zuzuschieben und sich selbst als unschuldiges Opfer darzustellen.

(Abb.: Propagandaplakat gegen das „deutsche Ungeheuer“; USA 1917)

Angebliche und tatsächliche Untaten des Feindes wurden ausführlich geschildert. Die eigene Armee musste diesen gottlosen Mördern und Plünderern entgegentreten und die Errungenschaften der Zivilisation bewahren. Später ging es vor allem darum, in der Bevölkerung den Glauben an den Sieg und die Kampfbereitschaft aufrecht zu erhalten.

Das wichtigste Propagandamittel im Weltkrieg waren die Zeitungen. In Osnabrück erreichten die Osnabrücker Volkszeitung und das Osnabrücker Tageblatt fast alle Haushalte. Gelesene Zeitungen wurden von ihren Besitzern an Freunde und Nachbarn weitergegeben. Neben zwei Tagesausgaben, die auch am Samstag erschienen, gab es gelegentlich „Extraausgaben“. Die Osnabrücker Volkszeitung berichtete besonders ausführlich über die Ereignisse auf den „Kriegsschauplätzen im Westen, im Osten und im Orient“.

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KopfOS

(Abb.: Kopf der Osnabrücker Volkszeitung 1915)

Das Ziel der Zeitungen war nicht die möglichst neutrale Information über Ereignisse des Krieges sondern die Beeinflussung der Meinung dazu. Was und wie sie über den Krieg berichten konnten, entschied die staatliche Militärzensur. Die Reporter und Zeitungsredaktionen selbst sahen sich als „Kämpfer mit der Feder“, als Soldaten an der Heimatfront. In ihren Artikeln und Kommentaren schildern „Kriegsberichterstatter“ ausführlich die Erfolge der verbündeten Armeen. Die Sieger stehen dabei fest. Am Ende gelingt jede Verteidigung, jeder Angriff ist erfolgreich. Zur Bestätigung werden Informationen aus „gut unterrichteten Kreisen“ und Artikel aus Zeitungen des Feindes zitiert. Die Niederlage der Feinde scheint immer unmittelbar bevorzustehen.

(Abb.: Meldung der OVZ vom 2.5.1915 über einen Bericht der italienischen Zeitung „Sera“den begonnenen Abzug der Landungstruppen)

Als der Krieg 1918 schließlich mit der eigenen Niederlage endete, war das für viele Menschen in Deutschland unfassbar. Jahrelange Propaganda ließ sie nun glauben, diese Niederlage sei das Ergebnis einer bösen Verschwörung. Es entstand die Legende, finstere „Vaterlandsverräter“ hätten die „im Felde ungeschlagenen Truppen“ um ihren möglichen Sieg gebracht.

In der Berichterstattung der Osnabrücker Zeitungen dieser Zeit sind Tatsachen und Unwahrheiten kaum zu unterscheiden. Der Widerstand der Osmanen auf Gallipoli wird als Beweis für die Rechtmäßigkeit des Einsatzes deutscher Truppen auf anderen Kriegsschauplätzen missbraucht.

Deshalb ist beim Lesen Vorsicht geboten.

Die Artikel über die Kämpfe um Gallipoli sind ein Teil der Kriegspropaganda.


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Die Dardanellen.

Der Angriff auf die Dardanellen.

Zürich, 27.Febr. Die Mailänder „Italia“ meldet: Aus Athen wird berichtet, dass die verbündete Flotte, aus 20 großen Panzerschiffen und 22 Torpedobootszerstörern bestehend, am Donnerstag früh eine heftige Beschießung der Dardanellenforts begonnen hat. Schon vorher hätten drei Wasserflugzeuge aus einer Höhe von 1000 Metern Brandgranaten geworfen. Das Hauptziel der Beschießung waren die Forts Orkanje und Kum-Kalessi. Sie dauerte 3/4 Stunden. Mehr als 150 Geschütze nahmen daran teil. (….)

Osnabrücker Tageblatt vom 1.3.1915

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Der türkische Krieg.

Neue Beschießung der Dardanellen

Athen, 2.März. Die Beschießung der Dardanellen begann gestern vormittag um 10 Uhr von neuem. Sie währte zwei Stunden lang mit verdoppelter Heftigkeit. Das Ergebnis ist unbedeutend. Die Abteilungen der Verbündeten, die beim Fort Kumkale gelandet waren, hatten einen Zusammenstoß mit der türkischen Garnison, die sie zerstreuten. Ein englisches Kriegsschiff hat Jenishei beschossen.

(Wunderbar! Da meldet „Reuter“ als Auslassung der englischen Admiralität, dass am 25. und 26. Februar vier Forts vernichtet sind und nun müssen diese Forts doch noch wieder beschossen werden, und zwar mit unbedeutendem Erfolge. Die „Reuter“lügen haben doch zu kurze Beine. D.R.)

Weiter wird aus London berichtet: Im Aegäischen Meer, im Golf von Saros, vor den Dardanellen und im Marmarameer soll zurzeit ein heftiger Sturm wüten, wodurch die Beschießung der Dardanellenforts vorläufig habe eingestellt werden müssen. In gutunterrichteten Kreisen glaubt man dieser Erklärung aber nicht, sondern vermutet, dass der Befehlshaber der englisch-französischen Flotte vor den Dardanellen die Schwierigkeiten, die sich den weiteren Operationen ohne ein sehr erhebliches Landungskorps entgegenstellen, eingesehen hat. (...)

Der „Daily Chronicle“ warnt vor allzu optimistischen Erwartungen in bezug auf die schnelle Erzwingung der Dardanellendurchfahrt. (...) Auch die „Times“ halten es für ziemlich ausgeschlossen, dass diese Engen ohne die gleichzeitige Mitwirkung erheblicher Landstreitkräfte genommen werden könnten. Die gesamte englische Presse stellt jedoch die Forderung auf, dass, da nun einmal die Aktion gegen die Dardanellen mit dem verlockenden Ziel Konstantinopel begonnen habe, sie auch durchgeführt werden müsse.

Osnabrücker Tageblatt vom 3.3.1915


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(...)

Unsere Leute reichten natürlich nur hin, um als wichtigste Nummern bei Bedienung der Geschütze zu helfen. Darum gebührt das Verdienst an der heldenütigen Verteidigung der Dardanellen den tapferen Türken, aber Deutsche und Osmanen konnten sich zum Vorteil der gemeinsamen Sache ergänzen.

So blickten die Führer mit Sorge auf einen anfänglich nur geringen Munitionsvorrat, der jetzt durch Geschossfabrikation an Ort und Stelle gemehrt wird. Die deutschen Offiziere gedachten des ungeahnt großen Munitionsverbrauchs im gegenwärtigen Kriege und der Tatsache, dass überhaupt unser Kanonier im Kampf aus dem Vollen wirtschaften will. Aber für den Türken, der unter Abdul Hamid scharfe Munition überhaupt nicht und seither wenig genug davon zu sehen bekam, ist das Geschoss eine kostbare Rarität und ein Heiligtum. Er sitzt im Gefecht auf seinen Granaten und wenn Schulze eine in den Verschlusskopf schieben will, fällt Achmet ihm in den Arm: „ Nee, lieber Freund wir von hier unten sind sparsame Leute und schießen nur, wenn wir 100 zu 1 auf einen Treffen wetten können!“ Darum ist in allen Kämpfen der Munitionsverbrauch ein geradezu verblüffend geringer, namentlich im Vergleich zur Größe der Erfolge gewesen.

Der Gegner, zunächst nur durch englische Fahrzeuge vertreten, ließ den anfänglich in Zelten bei den Batterien lagernden Türken und Deutschen Zeit, Baracken zu zimmern, am Geschütz zu exerzieren und die Werke auszubauen. Anfang November näherte sich einmal die englische Flotte der Einfahrt der Dardanellen und feuerte gegen die beiden Außenforts , ohne den Geschützen Schaden zu tun.

Osnabrück Tageblatt vom 27. April (mittlerer Abschnitt;Zeile 16)

(Übertragen von Ibo)

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Ein Türkischer Sieg über die feindlichen Landungstruppen

Konstantinopel, 27. April, 5 Uhr 25 Minuten nachmittags. Das türkische Hauptquartier teilt mit: Die Ufer von Sighin Dere, westlich von Sedul Bahr, sind vom Feinde gesäubert worden. Der Feind, der in der Nähe von Kaba Tepe gelandet war, bemühte sich unter dem Schutz des Feuers seiner Schiffe, sich in seinen Verteidigungsstellen zu halten. Heute früh nahmen unsere Truppen die genannten Stellungen im Sturm, zwangen den Feind, sich auf der ganzen Front zurückzuziehen und fügten ihm außerordentlich schwere Verluste zu. Ein Teil des Feindes, der nach dem Meere zu flieht, flüchtete in eine Schaluppe und entfernte sich schleunigst. Diejenigen, die nicht fliehen konnten, entfalteten weiße Fahnen und gaben sich in Massen gefangen. Wir stellten fest, dass ein feindlicher Transportdampfer von den Geschossen unserer Artillerie getroffen wurde und vor Ari Burun sank. Eine in letzter Stunde um 4:30 Uhr nachmittags eingetroffene Meldung besagt, dass die feindlichen Streitkräfte, welche auf vier Brigaden geschätzt wurden, an der Küste von Kaba Tepe ins Meer getrieben worden sind. Ein feindlicher Kreuzer wurde mit zerbrochenem Mast und havariertem Hinterschiff nach Tenedos geschleppt.


(Zeitungsseite einfügen!)


Osnabrücker Tageblatt 28.4.1915

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Die türkischen Meerengen

Wer jemals Gelegenheit hatte, die türkische Armee persönlich kennen zu lernen ,der wird ihren Kämpfen gegen das englisch-französische Landungscorps mit Zuversicht entgegengenommen haben. Den alten Ruhm, der türkischen Tapferkeit hat bisher niemand anzuzweifeln gewagt und selbst die Niederlagen,welche die türkische Armee im Jahre 1912 nicht wegen Mangels an Tapferkeit,sondern zum großen Teil auch durch politische Treibereien und nicht genügende Kriegsvorbereitungen mit Vertrauen auf die friedenerhaltende Tätigkeit der Großmächte erlitt, vermochten bei Kennern dieser Armee nicht einen Augenblick den Ruf ihrer Offiziere und Soldaten abzuschwächen. Die Söhne Osmans sind heute noch ebenso stolz, ebenso tapfer, ebenso todesmutig, wie zur Zeiten Osmans selbst.


(Zeitungsseite einfügen !)


Osnabrücker Tageblatt 29. 4.1913

Übertragen von Majit

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Die Dardanellen.

Wortklauberei unter Verbündeten.


Petersburg, 24. März. In auffälliger Weise zieht der ,,Njetsch“ gegen den englischen Minister des Auswärtigen, Sir Grey, zu Felde, weil er im Unterhause erklärt habe, der russische Minister hätte in der Duma nichts davon gesagt , dass Russland Konstantinopel besetzen wolle. Sir Grey habe sich sehr schlau aus der Affäre gezogen. In der Tat habe Sassanow mit keinem Worte Konstantinopel erwähnt - aus dem einfachen Grunde , weil er von Zarigrad gesprochen habe (das ist bekanntlich der russische Name für Konstantinopel). Die russischen Ansprüche auf Zarigrad seien aber trotz der englischen Interpellanten und Sir Grey unabweisbar.


(Zeitungsseite einfügen !)

Osnabrücker Tageblatt vom 25.3.1915

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Die Größe des türkischen Sieges.

Konstantinopel, 2.Mai. Ein Augenzeuge berichtet im „Ikdam“ über die Dardanellen-Kämpfe: Am 25.April begann die feindliche Flotte ein furchtbares Geschützfeuer gegen die Umgegend von Kaba Tepe zu richten. Unter dem Schutze des Feuers der Kriegsschiffe wurden Truppen gelandet. Bevor die Landung beendet war, gingen unsere Truppen zum Angriff vor. Der Kampf wurde mit äußerster Erbitterung geführt. Der Kampf bei Kaba Tepe war in vollem Gange, als es dem Feinde gelang, auch bei Sedd ul Bahr und Kum Kale zu landen, aber auch dort begegnete er erbittertem Widerstande und konnte nicht die geringsten Fortschritte erzielen.

1 1/2 Bataillone des Feindes wurden ins Meer geworfen. Während der Feind hartnäckig seine Stellungen verteidigte, sandten die Kriegsschiffe von allen Seiten einen furchtbaren Hagel von Granaten. Nach Mitternacht vertrieben die türkischen Truppen durch einen Bajonettangriff den Feind und warfen den größten Teil der feindlichen Truppen ins Meer. Am 26.April eröffneten die feindlichen Kriegsschiffe wieder sehr lebhaftes Feuer. Die Landkämpfe dauerten noch den ganzen Tag und die ganze Nacht. Die aufgehende Sonne des 27.April beschien einen türkischen Sieg. (...)

Konstantinopel, 2.Mai. Nach zuverlässigen Berichten von den Dardanellen hielten sich gestern die feindlichen Kriegsschiffe aus Furcht vor dem wirksamen Feuer der türkischen Batterien in großer Entfernung und schossen in großen Zwischenräumen. (...) Die feindlichen Truppen, die von den Kriegsschiffen nicht wirksam geschützt werden konnten, erlitten durch das Feuer der Türken große Verluste. Mehrere Verwundete erzählen, wie der Feind, um die türkischen Soldaten anzulocken, aus den Schützengräben den muselmanischen Gebetsruf erschallen lässt, als ob er damit andeuten wollte, dass man nicht gegen Muselmanen schießen dürfe. Ein verwundeter feindlicher Soldat schleuderte gegen einen türkischen Sanitätssoldaten, der ihn aufheben wollte, ein Dynamit-Paket.

Osnabrücker Volkszeitung vom 3.5.1915

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Auch der Rest der feindlichen Dardanellen-Armee aufgerieben !

wtb.Konstantinopel, 30.April, 8 Uhr 25 Minuten. Das Hauptquartier teilt mit: Bei Kaba Tepe und Gallipoli versuchte der Feind Aktionen, um sich aus einem schmalen Landstreifen, wo er eingeschlossen war, frei zu machen. Aber wir wiesen diese Versuche zurück, zwangen den Feind, bis auf 500 Meter vom Meeresufer entfernt zurückzuweichen und sich unter dem Schutz des Feuers seiner Schiffe zu flüchten. Wir fügten ihm ungeheure Verluste zu. Den Landungsversuch, welchen der Feind unter dem Schutz eines Teils seiner Flotte im Golf von Saros machte, brachten wir vollständig zum Scheitern. - Von den übrigen Kriegsschauplätzen ist nichts von Bedeutung zu melden.

Osnabrücker Volkszeitung vom 2.5.1915

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Die Erhebung des Islam.

Beschießung der Dardanellen

Die „Frkf.Ztg.“ meldet aus Konstantinopel:

Heute früh nach Sonnenaufgang eröffnete ein aus neun Schiffen bestehndes englisch-französisches Geschwader aus einer Entfernung von 15 Kilometern eine Beschießung auf die Dardanellenpforte. Die Beschießung, die von den türkischen Werken erwidert wurde, dauerte 20 Minuten. Sie richtete keinen Schaden an.

Damit ist nun auch endgültig von England und Frankreich der Krieg gegen die Türkei eröffnet worden. Wenn beide Staaten den nun entbrennenden, sicherlich nicht zu unterstützenden Kampf mit derselben Vorsicht führen werden wie die Beschießung der Dardanellen, dann wird kaum viel dabei herauskommen. Vielleicht aber hat diese gefahrlose Knallerei nur ein Einschüchterungsversuch sein sollen. Dann würde der Dreiverband die Stimmung in der Türkei gründlich verkennen.

Osnabrücker Volkszeitung vom 4.11.1914

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Zwei weitere englische Kriegsschiffe torpediert.

Unsere Unterseeboote im Mittelmeer.

Frankfurt (Main), 4.Juni. Die Frankfurter Zeitung meldet aus Konstantinopel unter dem 3.Juni: Nach mehrtägiger Pause sind wieder zwei Taten deutscher Unterseeboote vor den Dardanellen zu verzeichnen. Am 31. Mai versenkte ein deutsches Unterseeboot bei der Insel Strato einen englischen, 12000 Tonnen fassenden Hilfskreuzer. Von der 800 Mann zählenden Besatzung wurden 120 Mann durch den englischen Dampfer „Spy“ gerettet und nach der Bucht von Mudros gebracht. - Am 2.Juni tropedierte ein Unterseeboot einen englischen Linienschifskreuzer bei Tenedos. Über das Schicksal dieses Schiffes fehlen vorläufig nähere Daten.

Osnabrücker Volkszeitung vom 5.6.1915

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Ein neuer Türkensieg an den Dardanellen.

Wtb. Konstantinopel, 5.Mai. (Eig.Drahtbericht.)

Der Große Generalstab gibt bekannt: In der Dardanellenfront versuchte der Feind gestern früh, um die von seinem linken Flügel in der Gegend von Ari Burun erlittenen Verluste auszugleichen und seine dortigen Schwierigkeiten zu beheben, unter dem Schutze der Flotte Truppen bei Kaba Tepe und südlich von Ari Burun zu landen. Diese Truppen wurden sämtlich in ihre Boote zurückgelegt. Vorgestern nacht griffen unsere Truppen trotz des von drei Seiten abgegebenen Feuers der feindlichen Flotte Sed il Bahr an und vertrieben den Feind aus seinen Verschanzungen. (...)Bei dieser Gelegenheit erbeuteten wir samt ihrer Munition drei andere unbeschädigte Maschinengewehre, die wir gestern gegen den Feind gebrauchten.

Osnabrücker Volkszeitung vom 6.5.1915

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Die verzweifelte Lage der Engländer und Franzosen auf Gallipoli.

Athen, 8.Juni. (Eigener Drahtbericht.) Nachdem im Laufe der letzten 8 Tage die Linienschiffe „Triumph“, „Majestic“ und „Agamemnon“ von deutschen U-Booten torpediert worden sind, haben die Verbündeten es für nötig gehalten, ihre großen Schiffe nach Malta zurückzusenden. Wie der Korrespondent des „Lokalanzeigers“ von besonderer Seite erfährt, ist die Lage der englisch-französischen Dardanellenarmee durch das Verschwinden der Verbündeten Großkampfschiffe, wodurch ihr die Unterstützung der schweren Artillerie entzogen wird, außerordentlich kritisch geworden. Die Katastrophe wird sich schwerlich noch lange aufhalten lassen. (...)

Berlin, 8.Juni. Die Niederlage, die die Engländer bei Seddil Bahr nach zweitägigem Kampfe erlitten haben, ist nach Berliner Meldungen größer, als es nach den amtlichen Berichten scheint. Trotz der anscheinend erheblichen Verstärkungen, die der Feind herangezogen hat, hat er in vollkommener Unordnung die Flucht ergreifen müssen. Die Opfer haben auch diesesmal gezeigt, dass sie den türkischen Angriffen nicht widerstehen konnten. Die Operationen des Feindes verraten, seitdem seine Schiffe wegen der Unterseebootsgefahr dabei nicht mehr die Hauptrolle spielen, eine zunehmende nervöse Unsicherheit. (...)

Osnabrücker Volkszeitung vom 9.6.1915

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Eine Welt von Feinden

Die nebenstehende Karte zeigt, dass Deutschland mit einer ganzen Welt von Feinden es aufzunehmen hat. Wir lasen vor einiger Zeit in einer amerikanischen Zeitschrift eine Statistik, in der festgestellt wurde, dass unter Hinzurechnung der einigermaßen selbstständigen englischen Kolonien über 30 Völker gegen Deutschland im Kriege stehen. Dass unser Vaterland sich gegen eine derartige Übermacht siegreich behauptet, kann uns mit freudigem Stolz erfüllen.

Riesige Truppentransporte nach den Dardanellen

Wien 13. Sept. (Drahtbericht) Die „Neue Freie Presse“ meldet aus Athen: Blättermeldungen berichten von der Entsendung verbündeter Truppen nach den Dardanellen. Mudros und Lemnos sind in ungeheuere Heereslager verwandelt. Mit der eingetroffenen Verstärkung werden die Streitkräfte der Verbündeten, die bis jetzt 200 000 Mann stark waren, auf 350000 Mann gebracht. Diese Zahl wird für entscheidene Operationen an den Dardanellen für ausreichend erachtet, doch wird zur Ausfüllung der Lücken durch die Verluste in den Kämpfen die Rntsendung von weiteren 150 000 Mann vorbereitet, die Frankreich allein stellen wird. 40000 Mann sind bereits von Marseille unterwegs.

Textübertragung: Pinar Avci

Osnabrücker Volkszeitung vom 13.9.1915

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Ein französischer Offizier über die türkische Armee.

Im „Matin“ vom 7.Juni berichtet der von dieser Zeitung auf den türkischen Kriegsschauplatz entsandte Sonderberichterstatter über die Kämpfe auf Gallipoli zwischen dem 17. und 25. Mai. Diesem Tagebuch entnehmen wir folgenden Passus:

Wahrhaftig, man hat sich ein wenig zu sehr gewöhnt, die Orientexpedition als einen militärischen Spaziergang zu betrachten. Man machte sich gern vor, dass die türkische Armee durch zwei Jahre Balkankrieg völlig erschöpft sei, und dass es ihr an Munition fehle. Die Wirklichkeit ist ganz anders.

Die Armee vor uns umfasst mindestens 7 Korps. Sie wird von etwa 8000 deutschen Offizieren und Unteroffizieren befehligt. Letztere haben die Intendantur völlig organisiert. Munition ist in Fülle da. Das Fliegerkorps ist gut ausgebildet und erweist sich sehr geschickt. Die Truppen bei Seddul-Bahr haben sich davon durch die genaue Feuerwirkung der Batterien von In-Tepe und Achi-Baba überzeugen können.

Der türkische Soldat ist mutig und wird ein furchtbarer Gegner, wenn er gut geführt ist. Wenn er auch im Angriff dem französischen Soldaten unterlegen ist, so kommt er ihm in der Verteidigung doch gleich. Die deutschen Instruktionsoffiziere haben im übrigen in wunderbarer Weise den muselmanischen Fanatismus zu wecken und zu verwerten verstanden.

Osnabrücker Volkszeitung vom 18.6.1915

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