neue Hygiene ...


Beobachtungen in der Stadt am 2. Januar 2025:

In 1a-Lage an der Kranstraße gibt es einen kleinen Pommesstand. Wie diese Pommes schmecken, das weiß ich nicht, aber es wuseln viele Menschen (Hunde und Lastenräder) darum herum. Die frittierten Kartoffelbreistücke reicht ein Bediener in braunen (wegen Klima) beschichteten Papiertüten zum Kunden. Soweit, so gut. Der Konsument hat dann sehr viele weitere Möglichkeiten, seine Mahlzeit eigenhändig aufzupeppen. Aus einer Vielzahl von außerhalb des Verkaufstresens installierten Spendern mit dickflüssigen Soßen zapft der Kunde durch drückende Betätigung mit den Händen die Soßen(n) seiner Wahl. Bunt gemischt über die Pommes, die Hände, die Jacke des Nachbarn oder auf den Bürgersteig. Zusätzlich stehen daneben Behälter mit undefinierbaren festen, mit Löffeln portionierbaren Zutaten, welche wohl den Geschmack der Soßen noch steigern sollen. Im Angesicht solch vielfältiger Möglichkeiten wuseln die Hungrigen also vor dem Laden hin und her um sich selbst den Genuss zusammenzustellen. Zwischendurch wird schon mal gekostet (Pommes isst der Gourmet wohl mit den Fingern), die Finger abgeleckt, weiter gemischt, der Löffel weitergereicht, wieder gekostet, bis endlich die lang ersehnte Geschmacksexplosion den Gaumen des Konsumenten und an seinen Händen herunterläuft. Guten Appetit!

Später in meinem Lieblingsfischgeschäft, welches aufgrund der Preisstruktur hauptsächlich von der Oberschicht betreten wird:
Ein mutmaßlicher Oberstudienrat mit Brille, Wollmütze, Handschuhen und einer wabbeligen Stofftasche krümelt aus selbiger einen großen Tuppertopf mit Deckel hervor. Die Tasche stellt er dann auf den feinen Glastresen oberhalb der fischigen Ware und das Tuppertöpfchen reicht er der Bedienerin. Diese wiegt erst das Töpfchen auf der Waage, auf der üblicherweise der Fisch filetiert und verpackt wird und füllt auf des Kunden Geheiß Fischiges in das Töpfchen. Den Deckel reicht der Kunde der Bedienerin und dieser wird dann von ihr unter größter Anstrengung mit beiden Händen fixiert und wieder auf den feinen gläsernen Tresen gestellt. Der glückliche Konsument stopft den Tuppertopf in seinen Beutel, zahlt und ich bin froh, dass mein Filet von der anderen Verkäuferin in Folie gewickelt und mir dann in einer frischen Plastiktüte gegeben wird.
Im Radio höre ich dann das Klagen, dass wir zu wenige Ärzte haben…